Die Welt dreht sich weiter

Ehrlich gesagt geht mir die Welt viel zu schnell. Schon seit vielen Jahren ist das so. Vorgestrig zu sein, wie mir das manchmal gesagt wird, hat mir dabei noch nie was ausgemacht. Eigentlich war ich sogar immer ein wenig stolz darauf. Ja, ich mache nicht bei jedem Trend mit und nein, es macht mir nichts aus, wenn ich dadurch was verpasse.

In der Realität ist es manchmal nicht ganz so leicht. Wenn ich Dinge mühsam nachlernen muss, zum Beispiel, weil ich, als alle anderen es lernten, keine Lust hatte, schon wieder von vorne zu beginnen. Ich war schon immer ein Gefühlsmensch. Habe mich auf mein Bauchgefühl mehr verlassen, als auf Statistiken und mir selber Mut zugesprochen, wenn es sich mal wieder so anfühlte, als würde ich hinterherhinken. Ans Ziel führt nicht nur ein Weg, hab ich mir oft gedacht.

Niemals hätte ich mir aber träumen lassen, dass das beim Thema Trauer auch so ist. Hätte mir jemand von den verschiedenen Formen erzählt, die genutzt werden, um mit einem Verlust umzugehen, ich hätte ihm wohl nicht geglaubt. Der Tod ist vielschichtig und die Hinterbliebenen sind es auch. Jeder Mensch trauert auf seine, ihm angemessene Weise. Jeder entscheidet selber, was gerade geht und was eben nicht. Wenn es nur so einfach wäre …

In Wahrheit ist Trauer eine unglaubliche Herausforderung. Wir sind gefordert mit den eigenen Gefühlen umzugehen, sind gezwungen uns mit dem Thema Tod zu identifizieren und sollen zeitgleich auch noch bedenken, wie es allen anderen geht. An vielen Tagen geht weder das Eine noch das Andere.

Und dann ist da noch die Welt um uns herum. Die Welt, die sich einfach weiterdreht. In der die Menschen einfach weiterhin das tun, was sie immer getan haben. Oft auch jene, die uns nahestehen. Ich will ehrlich sein, ich finde das an den meisten Tagen unerträglich. Manchmal, und eigentlich immer öfter, sehe ich ein, dass die Welt nun einmal nicht für alle stehenbleiben kann. Dass wohl niemand böse Absichten hegt, indem er nicht an meiner Seite ist. Nicht meine Hand hält, wenn ich nicht alleine sein möchte. Sondern eben das tut, was er immer schon getan hat. An diesem und jedem anderen Tag. Ja, manchmal da verstehe ich das. Aber fast immer wünsche ich mir, es wäre anders.

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