Feiertage haben es in sich

Ostern steht vor der Türe. In diesem Jahr soll es ein gänzlich anderes Osterfest werden, haben sie gesagt. Die Politiker. Die, die jetzt das Sagen haben. Der gewohnte Gang zur Kirche fällt aus, der klassische Brunch mit der Familie gehört verschoben und zur Ostereiersuche darf das Haus nicht verlassen werden. Das ist ungewohnt, für uns alle. Da hat ein Virus unsere Welt wie wir sie kennen ganz schön auf den Kopf gestellt. Oder auch nicht.

Ein bisschen fühlt es sich so an, als würde die Welt endlich stillstehen, hat eine Freundin in Trauer zu mir gesagt. Endlich. Mir geht es ganz ähnlich. Denn obwohl ich die Zeit gerade als sehr anspruchsvoll erlebe, so kann es doch keinem Vergleich standhalten, wenn ich mich an die vergangenen Jahre erinnere. Monate voller Ungewissheit, Tage voller Tränen, Stunden voller Einsamkeit und Angst. Wieder einmal wird mir bewusst, dass es wohl nichts Größeres gibt als den Tod. Corona wird die Welt verändern, davon reden gerade alle. Endlich werden wir uns Zeit nehmen, endlich regionaler denken, endlich wir größer schreiben als ich. Alle scheinen große Pläne zu schmieden für die Zeit danach. Für wenn all das vorbei ist. Das ist schön. Das würde ich mir auch wünschen.

Meine Realität ist eine gänzlich andere. Für mich bedeuten Feiertage wie Ostern immer die Abwesenheit eines Menschen. Denn egal wie sehr ich mich auch bemühe, Rituale zu schaffen und die Tage für uns alle so schön wie nur irgend möglich zu gestalten, das Gefühl des Allein-Seins ist mein treuer Begleiter. Meistens gehe ich an großen Tagen wie diesen mehr als nur ein Mal zum Friedhof, in der Hoffnung ein wenig vom Zauber meines Bruders zu spüren. In der Hoffnung, dass er mich durch den Tag tragen wird. Mich auch ein wenig lächeln lässt, in all meiner Trauer. Fast immer spare ich mir den Schmerz für meine Allein-Zeit auf und versuche den Rest des Tages nicht zu weinen. Manchmal schaffe ich das, meistens gelingt es mir nicht.

Für uns, die wir einen geliebten Menschen verloren haben, wird kein Tag je wieder so sein, wie davor. Der Tod hat der Zeit danach eine gänzlich andere Bedeutung zugeschrieben. Und so denke ich an diesem Osterwochenende an alle, denen es ähnlich geht wie mir. An jene Menschen da draußen, die an Feiertagen noch schmerzhafter als sonst daran erinnert werden, dass ein Platz leer bleiben wird. Für immer, nicht nur in diesem Jahr.

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