Ich habe gelacht
In meiner letzten Yogastunde gab es da diese Übung, die mich mal wieder daran erinnert hat, dass es da schon noch Bereiche in meinem Körper gibt, die ein wenig Beachtung verdienen. Mein Bauch nämlich. Ich habe mittlerweile ein ziemlich gutes Verhältnis zu meinem Bauchgefühl, aber da ist noch mehr, wie ich gestern festgestellt habe. Da in meiner Bauchgegend, da ist nämlich eben nicht nur meine Intuition zuhause.
Als ich da also auf dem Boden lag und versuchte erst mein Gesäß ein wenig zu verdrehen, um dann mit ausgestreckten Beinen über dem Boden Kreise zu ziehen, da bin ich gescheitert. Ich hatte keine Chance, mich dieser Übung auch nur im Entferntesten anzunähern. Und während ich es trotzdem versucht habe, ist etwas ganz anderes passiert. Ich musste lachen. So richtig aus dem Bauch heraus und ich konnte einfach nicht mehr damit aufhören. Je mehr ich versucht habe, mich auf das Kreisen der Beine und meine kaum beachteten, tieferen Bauchmuskeln zu konzentrieren, umso mehr hat mein Bauch reagiert. Mit Lachen. Solange, bis mir die Tränen kamen, solange, bis mir der Bauch wehtat und viel länger, als es eigentlich lustig war.
Irgendwann habe ich mich dann auch wieder beruhigt und mich auf die restliche Stunde konzentriert. Fast so, als wäre nichts passiert. Aber es war etwas passiert. Auf dem Nachhauseweg habe ich versucht herauszufinden, warum ich mich so anders fühlte, als noch auf dem Weg zum Yoga. Irgendwann wurde mich klar, dass es schon sehr lange Zeit zurückliegt, seitdem ich so gelacht habe. Es war vor dem Tod meines Bruders, vor dem Schmerz, vor all der Trauer. Nicht, dass ich nicht über Dinge gelacht hätte, aber eben anders. Weniger allumfassend, weniger bedeutungsvoll.
Noch heute schwingt das gestern Erlebte mit und begleitet mich durch den Tag. Weil mir wieder einmal klar wurde, wie wichtig es ist, beides zu haben. Das Schwere und das Schöne. Es geht nun einmal nur, wenn alles seinen Platz bekommt. Tod und Leben, Schmerz und Liebe, weinen und lachen.
Ja, ich habe gelacht und noch dazu über mich selber. So richtig mit allem, was ich bin, aus dem Bauch heraus, über mich selber gelacht. Wie wunderbar!
Geschrieben am
22. Oktober 2019