Urlaubszeit ist Trauerzeit

Der Sommer ist da und zeigt sich gerade von seiner Sonnenseite. Es ist Urlaubszeit, es ist Zeit innezuhalten und in sich zu gehen, es ist Zeit die Augen zu schließen und ein wenig mehr als gewöhnlich zu träumen und es ist Zeit traurig zu sein. Immer ist es auch Zeit traurig zu sein.

In der Entspannung sind die großen Gefühle versteckt. Dann wenn ich mich zurücklehne, mir ein Glas Wein einschenke und den Sommerabend genießen möchte, ist die Trauer plötzlich wieder so nah, wie selten zuvor. Anstatt das Leben in all seiner Fülle aufzusaugen, habe ich plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen. Ohne Vorwarnung, wie immer. Liegt das daran, dass ich müde geworden bin, immer nur traurig zu sein? Oder habe ich die Momente der Trauer in meinen privaten Bereich verschoben? Den Feierabendabschnitt des Tages? Dann, wenn alle schlafen? Während ich versuche eine Antwort auf diese Frage zu finden, muss ich mir eingestehen, dass auch mein Alltag oft so voll ist, dass wenig Zeit bleibt für große Emotionen. Dass ich mir die Momente der Trauer ganz bewusst erlauben und auch eingestehen muss, um zu verhindern, dass der Schmerz sich in mir aufstaut bis ich es nicht mehr aushalten kann.

In dieser Urlaubszeit wird mir einmal mehr klar wie wichtig es ist, dass Trauer in meinem Alltag Bestand haben darf. Sie ist immer da. In den bewusst gesetzten Pausen, in denen ich innehalte und auch in den oft durch Banalitäten ausgelösten Bildern, die ganz plötzlich vor mir stehen. Vielleicht, so möchte ich glauben, ist der Verlust bereits ein so fester Bestandteil meines Lebens geworden, dass ich mich darum gar nicht mehr aktiv kümmern muss. Insgeheim aber weiß ich, dass das nicht stimmt. Denn erst wenn ich mich entspanne kommt das große Fühlen. Wenn ich den Kopf frei mache, versuche hinzuhören und mich um mich zu kümmern, dann kann ich mich einlassen. Nur dann. Im Loslassen erlaube ich mir, mich zu verbinden. Mit allem, was ist. Aber auch allem was nicht mehr ist und trotzdem sein möchte.

Während ich also gerade versuche mich auf die Zeit des Ruhens einzustellen, lade ich sie ein: Die großen Gefühle, die mich durchs Leben begleiten. Und all die bittersüßen Momente, an die ich mich erinnern kann. Ich habe verstanden, dass Erinnerungen oft wunderschön, traurig, atemberaubend, herzzerreißend, glücklich machend und kaum ertragbar gleichzeitig sind. Sie alle sind willkommen. In diesem Urlaub, in diesem Sommer, in diesem Leben.

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